In Kettenacker im “Löwen” (in der Geschichte “Bären” genannt) sitzen einige Dorfbewohner beim Würfelspiel. Man nannte sie die Tischlesrucker, weil sie zu nächtlicher Stunde Geisterbe­schwörung betrieben. Im Dorf waren sie nicht sehr beliebt und die Ledigen hatten vor, ihnen einen Streich zu spielen. An dem Abend saß bei ihnen der Katzamanges, der “Bürgermeister” der Ledigen. Er hatte ein paar Tage vorher von Sigmaringen eine Menge Theaterkostüme bekommen, darunter auch Teufel, Geister und ähnliches.

Die “Tischlesrucker” warteten ungeduldig, bis der Katzamanges verschwand, denn sie wollten an dem Abend einen ganz besonderen Geist zitieren. Sie hatten in einem alten Buch gelesen, dass der Hunnenkönig in einer Schlacht bei Hayingen gefallen sei und irgendwo in der Gegend mit großen Schätzen begraben wurde. Sie brauchten also nur den Hunnenkönig als Geist zitieren und ihn fragen, wo er begraben sei, um sich in Besitz seiner Schätze zu setzen.

Der Katzamanges war noch nicht aus dem Haus, als sie sich um ein altes wackliges Tischle setzten und anfingen den Hunnenkönig zu beschwören. Zu ihrem großen Entsetzen vernahmen sie plötzlich eine Grabstimme. Der Geist gab auf ihr Fragen an, er sei auf dem Dachsberg bei Wilsingen begraben. Leichenblass und zitternd fand sie schließlich der “Bärenwirt” an ihrem Tischle sitzen. Sie erklärten ihm, dass sie in der folgenden Nacht die Schätze heben wollten. Absolutes Stillschweigen sei aber notwendig. In einer der folgenden Nächte schlichen die Tischlesrucker mit Hacken und Schaufeln aus dem Dorf und trafen sich am Dachs­berg. Trotz der Kälte und ihrer Angst begannen sie an einem Hügel zu graben. Sie fanden auch ein Stück Eisen, das wohl schon zu den Schätzen gehörte. Plötzlich sah man in der Nähe etwas. Es war- ein weißes Gespenst mit goldener Krone und einem Schwert, das auf den Hügel

zukam. Mit hoher Stimme forderte der Tote Rechenschaft von den Grabräubern. Neben dem Hunnen­könig stand auf einmal auch der Teufel. Auf seinen Befehl stürzte sich eine ganze Schar von Teufeln, die mit sehr irdischen Fuhrmannspeitschen bewaffnet waren, auf die Tischlesrucker. Sie rannten jetzt davon, verfolgt von den Teufeln. Der Hunnenkönig und der Oberteufel bogen sich vor Lachen. Schließlich trieben die Teufel die Tischlesrucker wieder am Grabungsplatz zusammen, wo diese erschöpft in den Schnee sanken. So schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden Gespenster und Teufel in der Dunkelheit. Um ein Uhr kam dann der “Bärenwirt” mit dem Schlitten, den die Tischles­rucker bestellt hatten, um die Schätze abzuholen. Schein­heilig fragte dieser, wo die Sachen seien, die er aufladen sollte. Stattdessen krochen die verfrorenen und geschlagenen Tischlesrucker auf den Schlitten. Seither sollen die Geister in der Gegend von Kettenacker Ruhe haben.

Eine Geistergeschichte von Hans Hanner, Mannheim.
Sie erschien 1936 im Hohenzollern-Kalender.

Die Kettenacker Hausfasnet

Traditionell trifft sich der Narrensamen am ,,Schmotzigen Doschdig“ zum Schmücken des Narrenbaums. Dieser wird anschließend am Dorfplatz gestellt. Am Rosenmontag steht das Bürgerhaus in Kettenacker nach einem Narrenumzug im Dorf für Kind und Kegel offen. Es finden die Kinderfasnet und anschließend der Bürgerball statt. Der Narrenbaum wird am Fasnetsdienstag gefällt und anschließend findet der Kehraus statt.

 

Aktivitäten zur Vereinspflege

Auch außerhalb der 5. Jahreszeit sind die Tischlesrucker aktiv. Jährlich gibt es ein Fischessen am Aschermittwoch, das überwiegend von der Narrenjugend organisiert und durchgeführt wird. Jedes Jahr findet zudem eine Ausfahrt in einen Freizeitpark statt, wo vor allem die Narrenjugend ganz herzlich eingeladen ist. Eine jährliche Comedy-Veranstaltung im Frühjahr sorgt bei den Erwachsenen für einen unterhaltsamen Abend im Bürgerhaus.